SLA-ZZ Zürcher, Zeno: Nachlass Zeno Zürcher / Archiv Junkere 37, 1957-2008 (Bestand)

Archive plan context


Identification

Call number:SLA-ZZ
Other statement of responsibility:Mueller, René E.;
Lerch, Fredi
Title:Zürcher, Zeno: Nachlass Zeno Zürcher / Archiv Junkere 37
Creation date(s):1957 - 2008
Note on the time period:Eckdaten der Dokumente
Language:Deutsch
Size (free text description):14 Archivschachteln + 2 Sonderformatschachteln
Digital copy:
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Caption:Eingang zum Keller Junkere 37 (Aufnahme undatiert)

Context

History of the collection:Kauf von Gretel Zürcher-Acherath.
Biographical information:Zeno Zürcher wurde am 28. August 1936 in Bern geboren. Nach der Primarschule besuchte er das Seminar, ab Frühling 1952 im Internat in Hofwil (Münchenbuchsee/Kt. Bern), von 1954 das Oberseminar in der Länggasse Bern. Im selben Jahr trat er dem Kerzenkreis bei; nach dessen Spaltung war er einer der Mitbegründer und Obmann des Tägel-Leists. Er arbeitete als Lehrer im Schlössli Ins, in Habkern und auf Gumm/Oberburg. Im Herbst 1957 gründete er zur Publikation von Golowins Gedichtband Dem Morgen zu den Verlag Oberburg-Druck. 1960/61 leitete er zusammen mit Rudolf Müller die freie Schule Vallamand, wo er auch Schultheaterexperimente durchführte. 1962 heiratete er Gretel Achterath. Von 1962 an unterrichtete er als Primarlehrer im Pestalozzischulhaus in Bern. 1964 initiierte er gemeinsam mit anderen das "Berner Diskussions-Podium Junkere 37", im Volksmund "Berns Hyde-Park-Corner" genannt, wo er auch selbst als Referent auftrat. Zeno Zürcher starb am 16. März 2008. Seine Urne wurde in der Schul- und Heimgemeinschaft Schlössli Ins beigesetzt, wo Zürcher in jungen Jahren als einer der beiden ersten Lehrer unterrichtet hatte.
Acquisition information:Ankauf
Date of Acquisition:2009

Collection structure

Genre of archival collection:Nachlass
Description of the archival collection:Der Nachlass von Zeno Zürcher besteht zur Hauptsache aus dem Archiv des Tägelleists und der "Junkere 37"-Versammlungen und Unterlagen. Zeno Zürcher war 1964 nicht nur Mitgründer der "Junkere 37" in einem Kellerlokal der Berner Altstadt, er amtete auch als dessen Veranstalter, Archivar, Verwalter, Tontechniker, Diskussionleiter. Zusammen mit Sergius Golowin, Franz Gertsch, Nikaus von Steiger war Zürcher bereits Mitbegründer von freien Diskussionskreisen in den 1950er-Jahren: Im Zirkel "Kerzenkreis" oder dem später daraus hervorgegangenen "Tägel-Leist", dessen Obmann Zürcher war. Der vom österreichischen Psychologen und Philosophen Rudolf Maria Holzapfel (1874-1930) inspirierte "Kerzenkreis" veranstaltete in Bern von 1955 bis 1966 ca. 450 Abende, die ab 1956 von Walter Zürcher, dem Bruder von Zeno Zürcher, geleitet wurden. Tägelleist (aus Tägel, ein kleines, ölgefülltes Lampengefäss, und Leist, der Berner Begriff für eine alteingesessene Quartierorganisation) meint "eine geschlossene Gesellschaft von Freunden, die entweder einen eigenen Ort für jeden aus ihnen offen halten, oder sich wechselweise bey einem aus ihrem Mittel versammeln. Von Zeit zu Zeit sich versammelnde zwanglose Gesellschaft, auch das Gesellschaftslokal" (zitiert nach: SINWEL, Erster Bott des Tägel-Leist, Johanni 1958). Der Tägel-Leist verstand sich als freie Vereinigung für zeitgemässe Selbstbildung, als Diskussionszirkel für und von Nonkonformisten, denen die bestehenden Plattformen und Podien der (Berner) Gesellschaft zu eng waren. Hier erprobten sie nichts Geringeres als eine Neubelebung einer anderen "Volkskultur". Ab 1964 fanden die Zusammenkünfte an Junkerngasse 37 statt, deshalb nannte sich der Zirkel fortan "Berner Diskussions-Podium Junkere 37".
Die Diskussionsabende wurden zur Hauptsache durch monatliche Beiträge der Veranstalter selbst ermöglicht und finanziert. Hier fanden bis zu deren Auflösung (1975) über 300 Veranstaltungen statt, die insbesondere politische und gesellschaftliche Fragen aufs Tapet brachten, mit Referenten vom Pressechef des EMD bis zum "vorwärts"-Redaktor. Dabei spielte auch die Literatur eine wichtige Rolle, der "Gammlerpoet" und Nonkonformist René E. Mueller eröffnete 1964 den ersten Junkere 37-Abend mit Rezitationen eigener Gedichte und Texte. Mit Sergius Golowin war die Volksdichtung stark vertreten, Wort, Bild, Musik (Bänkelsänger), Polit-Lyrik war nicht mehr fern, an denen auch die Bundespolizei in Form von Fichen schreibenden Mitarbeitern teilnahm. 1965 mussten sich die Veranstalter und Zeno Zürcher für den Abend mit dem aus Zürich eingeladenen Walter Matthias Diggelmann, der zu seinem Buch "Die Hinterlassenschaft" Rede und Antwort stand, die Forderung der Behörden nach einem Hausierpatent für dessen Redefreiheit gefallen lassen. Am 2. Oktober 1966 referierte und diskutierte Philosophieprofessor Theodor W. Adorno aus Frankfurt mit dem Berner Publikum. Von diesem legendären 104. Abend existieren jedoch weder eine Einladung, Einträge im Gästebuch noch eine Tonbandaufnahme. Im Februar 1969 wurde Urban Gwerder, Dichterfürst und Hotcha!-Herausgeber, vom Berner Hippie-Papst Hans Stamm und der K.U.S.S. (Kritische Untergrundschule der Schweiz) feierlich mit dem Ehrendoktor "auf dem Gebiet der Schweizer Jugend und sämtlicher Untergrundwissenschaften" ausgezeichnet. Viele Diskussionen und Abende sind von Zeno Zürcher auf Tonband aufgezeichnet worden. Die Aufnahmen bilden einen wichtigen Bestandteil des Archivs und liegen nun digitalisiert vor. Ein Leitwort der Junkere 37-Teilnehmer war der Satz: Na nas njema smerti: Uns ist kein Kraut gewachsen (Huzulisch). Die Erklärung steht in einem Brief der Junkere 37 an den Radiojournalisten Günther Mehren vom 18. August 1968. 1975 schliesslich hat das Diskussionsforum "Junkere 37" sein Kellertor geschlossen.
Preferred method of citation:Schweizerisches Literaturarchiv: Nachlass Zeno Zürcher
Cataloguing level:detailliert
Finding aid author:Lukas Dettwiler, Oktober 2009
Finding aids:HelveticArchives / online
Finding aid URL:http://nbn-resolving.org/urn:nbn:ch:bel-37606

Conditions governing use and acces

Acces restrictions:Konsultation nur im Lesesaal SLA. Einschränkungen vor allem aus urheber- und persönlichkeitsrechtlichen Gründen.

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Publications:Originalität und Plagiat als Wertmass. (Basel) 1963
Die sanften Wikinger. Dänemark macht Schule. Gümligen: Zytglogge 1981
Olsen, Ib Spang: Seeräuber im Schloss oder Wie wir zu unsern Nachbarn kamen. Aus dem Dänischen übersetzt von Zeno Zürcher. Gümligen: Zytglogge [1985]

Akteure

Personen_BestandsbildnerIn:Lerch, Fredi / 1954-
Mueller, René E. / 1929-1991
Zürcher, Zeno / 1936-2008
Körperschaften_BestandsbildnerIn:Junkere 37
 

Descriptors

Entries:  BestandsbildnerIn (Personen\M\Mueller, René E. (1929-1991))
  BestandsbildnerIn (Personen\Z\Zürcher, Zeno (1936-2008))
  BestandsbildnerIn (Personen\L\Lerch, Fredi (1954-))
  BestandsbildnerIn (Körperschaften\J\Junkere 37)
 

Containers

Number:4
 

Files

Files:
  • junkere37_eingang_a.JPG
 

Usage

Permission required:-
Physical Usability:-
Accessibility:-
 

URL for this unit of description

URL:https://www.helveticarchives.ch/detail.aspx?ID=285667
 

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