SLA-Fraenkel Fränkel, Jonas: Nachlass von Jonas Fränkel, 1879-1965 (Bestand)

Archive plan context


Identification

Call number:SLA-Fraenkel
Title:Fränkel, Jonas: Nachlass von Jonas Fränkel
Creation date(s):1879 - 1965
Language:Deutsch
Size (free text description):450
Size (in metres):90.00

Context

History of the collection:Das Material wurde durch die Familie am Standort bewahrt und 2020 teils als Schenkung, teils als Kauf ans SLA übergeben.
Die Korrespondenz von C.A. Loosli hat das SLA schon 2013 als Schenkung aus dem Nachlass erhalten, dazu auch einzelne Dokumente zu Jonas Fränkel erworben.
Biographical information:Das bewegte Leben des jüdischen Gelehrten Prof. Jonas Fränkel (1879-1965) ist mit einem hellen Kapitel der Schweizer Literaturgeschichte, der Entstehung und Vermittlung von Carl Spittelers Werken einschliesslich seiner Empfehlung für den Nobelpreis, und einem dunklen Kapitel der Schweizer Geschichte des 20. Jahrhunderts verbunden, seiner persönlichen und professionellen Ausgrenzung durch antisemitische Tendenzen in Presse, Politik, Justiz, Wirtschaft und Wissenschaft.
Der jüdische Gelehrte, geboren am 12.8.1879 in Krakau, bereitete sich zunächst auf eine Laufbahn als Rabbiner vor. 1898 begann er ein Studium der Kunstgeschichte, Literaturgeschichte und Philosophie an der Universität Wien; schwerhörig seit seiner Schulzeit, konnte er den Vorlesungen nicht folgen. Bessere Bedingungen fand er an der Universität Bern, hier entdeckte Oskar Walzel seine philologische Begabung. Fränkel promovierte 1902 mit einer Dissertation über Zacharias Werner. Nach dem Scheitern eines ersten Habilitationsgesuchs im Jahr 1908, habilitierte er sich ein Jahr später mit einer Studie über die Briefe Goethes an Charlotte von Stein und erhielt die venia legendi für Neuere deutsche Literaturgeschichte. Als Privatdozent war er bis 1921 an der Universität Bern tätig. Ein Versuch der Umhabilitation nach Zürich scheiterte 1918 an dem Widerstand Emil Ermatingers, dessen Keller-Biografie Fränkel kritisiert hatte. Von 1921 bis 1949 lehrte Fränkel in der Nachfolge Ferdinand Vetters als ausserordentlicher Professor für neuere deutsche Literatur und vergleichende Literaturgeschichte an der Universität Bern.
Jonas Fränkel trat vor allem als Herausgeber von Werken und Briefen deutscher und schweizerischer Schriftsteller hervor. In den Jahren von 1923 bis 1939 bereitete er 17 von 22 Bänden der ersten textkritischen Edition von Keller-Werken zum Druck vor. Als er 1939 in seiner Schrift "Gottfried Kellers politische Sendung", eine Zusammenstellung aus von ihm 1936 öffentlich gehaltenen Vorträgen, Zeitkritik am Nationalsozialismus übte, bangten die Verleger der Keller-Edition um den Absatz auf dem deutschen Markt und nach einem Rechtsstreit wurde Fränkel 1942 die Edition entzogen und der Zugang zu den Archiven verwehrt.
Ähnlich erging es Fränkel in Sachen Carl Spitteler. Seit 1908 verband die beiden eine enge Freundschaft, die mit einer produktiven Zusammenarbeit einherging: Spitteler schickte Fränkel Textentwürfe, die dieser kommentierte, und er unterstützte Spitteler auch bei Übersetzungsfragen und Verlagsverhandlungen. Im Vorfeld der Verleihung des Literaturnobelpreises für das Jahr 1919 an Spitteler wirkte Fränkel im Hintergrund für ihn. Spitteler sah ihn denn auch als Nachlassverwalter, Herausgeber seiner gesammelten Werke und Verfasser seiner Biografie vor. Zu diesem Zweck überliess er Fränkel zahlreiche Materialien, darunter Werkmanuskripte zu "Prometheus" und zum "Olympischen Frühling" sowie illustrierte autobiografische Aufzeichnungen und diverse private Korrespondenzen. Doch die Töchter Spittelers, beraten durch führende Schweizer Germanisten, hatten andere Pläne. Die Eidgenossenschaft, die den Spitteler-Nachlass 1933 als ersten literarischen Nachlass geschenkt erhielt, setzte auf dem Prozessweg die Vertragsbedingungen der Töchter Spittelers um, Fränkel vom Material fern- und vom Plan einer Gesamtausgabe abzuhalten.
Jonas Fränkel publizierte zeitlebens zu literaturwissenschaftlichen Themen und dokumentierte die Geschichte seines Exils, seiner Editionsvorhaben und der Ausgrenzung, die er im schweizerischen und deutschen Literatur- und Universitätsbetrieb erlebte. Bis zu seinem Tod am 4.6.1965 führte er ein Gelehrtenleben in Hünibach bei Thun.
Acquisition information:Schenkung und Kauf
Date of Acquisition:2013
2020
Context Information:Fränkel, Jonas: «Bibliographie seit MCM»
Kryptonachlass Carl Spitteler

Collection structure

Genre of archival collection:Nachlass
Description of the archival collection:Der Nachlass von Jonas Fränkel ist mit dem Nachlass des Dichters, Publizisten und einzigen gebürtigen Literaturnobelpreisträgers der Schweiz, Carl Spitteler (1845-1924), eng verflochten. Spitteler überliess Fränkel zahlreiche biographisch relevante Aufzeichnungen, Manuskripte von publizierten und unpublizierten Werken und einige umfangreiche Briefwechsel. Im Fränkel-Nachlass befindet sich damit nicht nur die umfangreiche Korrespondenz zur Entstehungsgeschichte einiger Werke, sondern als Krypto-Nachlass auch die Korrespondenz Spittelers mit Dritten, sowie Briefe bedeutender Schweizer Autoren des 19. Jahrhunderts. Der Nachlass Fränkel umfasst weiter Werkmanuskripte Fränkels, Notizen und Zettelkästen sowie umfangreiches Dokumentationsmaterial zu seinen Editionsprojekten, biografisches Material wie Notizhefte und Tagebücher, Akten zu den juristischen und medialen Auseinandersetzungen rund um Spitteler und die Keller-Ausgabe und nicht zuletzt ausführliche Briefwechsel. Zu Fränkels über die ganze Welt verteilten Briefpartnern gehörten Carl Albert Loosli, Romain Rolland, Walter Benjamin, Werner Kraft oder Arthur Schnitzler, um nur einige bekannte Namen zu nennen.
Preferred method of citation:Schweizerisches Literaturarchiv (SLA), Bern. Nachlass Jonas Fränkel
Cataloguing level:summarisch
Note on the cataloguing:2021 wurde der Kryptonachlass Spitteler fertig erschlossen und freigeschaltet.
Die Erschliessung erfolgte nach dem Provenienzprinzip - die Vorordnung der Materialien durch Jonas Fränkel, die in thematischen Konvoluten bestand, wurde so weit wie möglich beibehalten. Um das Auffinden einzelner Materialien zu erleichtern, wurden jeweils Verweise gesetzt.
Finding aid author:Rudolf Probst, Magnus Wieland, Joanna Nowotny; unter Mitarbeit von Fabienne Suter.
Finding aids:HelveticArchives / online
Finding aid URL:Fränkel, Jonas: Kryptonachlass Carl Spitteler

Conditions governing use and acces

Acces restrictions:Konsultation nur im Lesesaal SLA. Einschränkungen vor allem aus urheber- und persönlichkeitsrechtlichen Gründen.

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Literature reference:Die Bibliographie zu Jonas Fränkel von Fredi Lerch ist online zugänglich; vgl. https://ead.nb.admin.ch/html/fraenkel.html.

Akteure

Personen_BestandsbildnerIn:Fränkel, Jonas / 1879-1965
 

Descriptors

Entries:  BestandsbildnerIn (Personen\F\Fränkel, Jonas (1879-1965))
 

Containers

Number:8
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
SLA-Fraenkel-D-1 Kryptonachlass Carl Spitteler, 1861-1924 (Sammlungseinheit)

siehe auch:
SLA-CAL-Ms-B-Sq-6.1.1 Fränkel, Jonas (1879 - 1965) (Dossier)
 

Usage

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URL:https://www.helveticarchives.ch/detail.aspx?ID=1103470
 

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